Der hessische Kultusminister Alexander Lorz (CDU) hat heute erstmals öffentlich eingestanden, dass im Land tausende von Lehrerinnen und Lehrern fehlen, ganz besonders an Grund- und Förderschulen. Bislang hatte Lorz diese Tatsache stets bestritten.
„Der eklatante Lehrkräftemangel hat absolut nichts mit der Corona-Krise zu tun“, stellte der bildungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag, Christoph Degen, klar: „Dass Lehrerinnen und Lehrer in großer Zahl fehlen, wurde viel zu lang verschleiert, indem pädagogische Laien mit immer wieder befristeten Verträge beschäftigt wurden. Ohne irgendeine Grundqualifizierung und ohne Weiterqualifizierungsangebote unterrichten bisher nicht ausgebildete Kräfte unsere Kinder, leiten Klassen und geben Noten.“
Schon vor drei Jahren hatte die SPD-Fraktion mit einem Antrag (DS 19/4822) zielgerichtete Maßnahmen gefordert, um dem Lehrermangel frühzeitig Herr zu werden. Diesen und andere Anträge der SPD zu demselben Thema habe Minister Lorz wohl in irgendeiner Schublade sorgsam aufbewahrt, denn offenkundig beabsichtige er nun, wesentliche Bausteine daraus umzusetzen, so Degen.
Dazu zähle insbesondere ein erleichterter Zugang zum Quereinsteigerprogramm des Landes sowie attraktivere Rahmenbedingungen, die sich vor allem dadurch auszeichnen, dass die Lehrkräfte parallel zu ihrer Weiterbildung weniger als bisher unterrichten müssen und ihnen eine echte Perspektive auf dauerhafte Beschäftigung geboten werde. Zu den SPD-Forderungen, die der Minister nun umsetzen wolle, zählten auch der Zugang zum Quereinsteigerprogramm mit nur einem statt zwei Unterrichtsfächern sowie die Grundqualifizierung für Vertretungskräfte.
Überhaupt scheine Minister Lorz neuerdings entschlossen, sozialdemokratische Forderungen umzusetzen: „Nicht nur, dass er endlich den Lehrkräftemangel bekämpfen will und sich dabei an unseren Vorschlägen orientiert, er hat nun auch – wie von uns vorgeschlagen – die Lehrerinnen und Lehrer in den Kreis der Berechtigten für die Notfallbetreuung ihrer Kinder aufgenommen. Das freut mich sehr“, so Christoph Degen.
Allerdings sei das Timing des Ministers wieder einmal unglücklich: „Es wäre gut gewesen, die Möglichkeit der Notbetreuung für Lehrerkinder früher einzuräumen – jetzt sind die Stundenpläne an den Schulen schon geschrieben. Auch dass die Vorgaben für die schulischen Hygienepläne vom Ministerium erst zwei Arbeitstage vor der geplanten Wiederaufnahme des Unterrichts herausgegeben worden sind und dass die heute verkündeten Maßnahmen zur Bekämpfung des Lehrermangels parallel zum Schulneustart anlaufen sollten, erschwert allen Beteiligten die Arbeit“, so Degen.